Die größte Scheiße
Panik in den Straßen Londons.
Panik in den Straßen Birminghams.
In unseren Köpfen spielt das Panik-Orchester
einen Walzer, zu dem man nicht tanzen kann.
Und ich
ich bin nur ein altkluger Fläz,
ein Kritiker ohne Plattform
ganz platt vom
Auflegen der immer gleichen Platte:
Ja, die Welt ist schlecht.
Ja, der Mensch ist scheiße.
Aber Gesellschaft ist toll.
Wenn nur all die Leute nicht wären.
Also möchte ich mich
gegen das Vermehren wehren:
Fickt euch! Aber verhütet.
Weniger sind mehr, bitte sehr.
„Aber, aber, ist Misanthropie nicht total unsympathisch?“
Gerne, von mir aus. Außerdem:
Wenn irgendwer wieder mal für irgendwas die Todesstrafe fordert.
Wenn Homosexuelle nicht gleichberechtigt heiraten dürfen.
Wenn naive Menschen nicht an die Hand,
sondern ins Nachmittagsfernsehen genommen werden.
Dann finde ich das total unsympathisch.
Aber ja:
Vor dem Gesetz sind wir alle gleich!
Am Geldautomaten nicht, da ist der
Erste arm, der Zweite so mittel und der Dritte reich!
Die Schere für den Schnitt schließen.
Ist das zu schwierig oder ich zu naiv?
Ich geh kaputt, wer geht mit?
Aber Achtung, ich
ich bin ja nur ein altkluger Fläz,
ein Kritiker ohne Plattform
ganz platt vom
Auflegen der immer gleichen Platte:
Ja, die Welt ist schlecht.
Ja, der Mensch ist scheiße.
Es ist diese kleinbürgerliche Larmoyanz:
„Ooooh, wir haben nix zu sagen“,
da bittet der Müßiggang zum Tanz,
da kommt das System zum Tragen.
Der Staat fickt als Rabenvater wild
durch die Gegend der Länder,
hinterlässt den Samen der Lobbyisten,
freches Gewichse, zugunsten der Spender;
ich glaube ja, es wehrt sich nur deswegen
keiner gegen Korruption, weil es
kaum jemand fehlerfrei schreiben kann.
K, O, R, R, U, P, T, I, O, N.
Bitte sehr, die Rechnung folgt.
Aber nein, auch ich weiß es nicht besser.
Ich habe nur längst das Hoffen aufgegeben,
dass jemand anderes es tut.
Ich bin müde.
Mit zwanzig Jahren.
Gesellschaftskritik ist älter,
so alt wie der Mensch an sich.
Alter Tattergreis Gesellschaftskritik.
Und ich
ich bin nur ein altkluger Fläz,
ein Kritiker ohne Plattform
ganz platt vom
Auflegen der immer gleichen Platte:
Ja, die Welt ist schlecht.
Ja, der Mensch ist scheiße.
Schuld haben jedoch immer nur die anderen.
Wirf den Leuten Dummheit vor,
niemand wird sich angesprochen fühlen.
Das Problem liegt nicht auf der Straße.
Es geht darauf spazieren.
So denke und lenke ich den
Seifenblasengedankenwagen strikt
den Berg hinauf und die die das Keifen wagen
nehm‘ ich gern in Kauf;
Sympathie ist nicht mein Ziel.
Doch: Obacht!
Es folgt völlig sinnlos eine Auswahl der schönsten
in diesem Text enthaltenen Zweckreime:
wären/wehren, mehr/sehr, gleich/reich,
sagen/tragen, hinauf/kauf.
Und von mir aus kann das das Einzige sein,
was irgendwer von diesem Text mit nimmt.
Da, Zweckreime! Interesse an „mehr/sehr“?
Nehmt es euch! Hurra!
Vielleicht kann ich nicht gut reimen
und mache es trotzdem. Na und?
Ich kenne viele, die können nicht leben
und machen es trotzdem.
Was ist nun schlimmer?
Was möchte uns der Autor mit
diesen Zeilen sagen?
Und kommt jetzt wieder dieser Refrain?
Ja:
Und ich
ich bin nur ein altkluger Fläz,
ein Kritiker ohne Plattform
ganz platt vom
Auflegen der immer gleichen Platte:
Ja, die Welt ist schlecht.
Ja, der Mensch ist scheiße.
Aber wer hört schon gern alte Platten?
Und jetzt: Fresse.
(geschrieben am 19.07.2012)